Buch • Vergessene Orte – lost places • Berlin Brandenburg

Motorradreise 2005 lost places Berlin/Brandenburg

 

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Beelitz Heilstätten (Westseite) / Deutschland

 

Hinweis: Wegen der Nachfragen – auch in diesem Artikel sind alle Bilder von mir, wenn nicht anders angegeben. Es besteht ein Copyright auf alle Bilder, da veröffentlicht.

 

Eine Reise mit Unterbrechungen führte mich im Sommer 2005 durch Brandenburg und Berlin. Das eher Ungewöhnliche an dieser Reise waren die Ziele: lost places – Vergessene Orte. Doch was sind lost places? 2005 wusste das noch niemand so genau – heute ist es ein gängiger Begriff.

 

lost places

‘Verlorene Plätze’? Plätze können nicht verloren gehen. Oder doch? Ein ‘lost place’ ist ein Ort, eine Anlage, eine Fabrik, ein Verkehrsbauwerk, eine Siedlung, ein von Menschen erschaffener Platz. Hier haben einmal Menschen gelebt und gearbeitet, sind mit dem Auto oder der Bahn gefahren, haben Militärs Flugzeuge gestartet oder geheime Produkte und Waffen entwickelt.

Das Buch ist in meinem Buchladen oder bei Amazon erhältlich.

 

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Das Buch zur Reise.

 

Es sind Flugplätze, Fabriken, Autobahnen, Dörfer, Versuchsbauten, Sportanlagen, Kommunikationsanlagen, Militärgebiete, Erholungsstätten, Förderstätten, Tunnel, Brücken. Die Aufzählung könnte weiter gehen. Alle diese Orte und Plätze haben eins gemeinsam. Sie sind verlassen und oftmals sehr unbekannt. Sie sind nicht ausgeschildert, oft schlecht erreichbar, verfallen und sollen nicht mehr in Erscheinung treten. Sie stören einfach nur. Aber sie sind zäh und lassen sich nicht ohne weiteres beseitigen. Sie sind groß und manchmal aus Stahl und Beton. Keiner will sie mehr, und doch sind sie da.
Viele lost places haben eine militärische und manchmal unrühmliche Geschichte. Schon aus diesem Grund möchte man sie vergessen. Ein Abriss oder Abbau würde viel zu teuer werden, deshalb überlässt man sie der Natur, versperrt die Zuwegungen und lässt Gras drüber wachsen. Sie verkörpern in jedem Fall Geschichte. Geschichten ranken sich um sie. Informationen sind spärlich, manchmal gar nicht vorhanden. Das Internet hilft weiter. Aber nicht in jedem Fall. Zeitzeugen sucht man oft vergebens oder man wird gar abgewiesen. Nicht jeder will die Vergangenheit wieder ausgraben.

 

Die Stationen meiner Reise

  • Diepensee – ein sterbender Ort
  • Wernher von Braun – militärische Forschung
  • Einsame Startbahn – Geschwader Wilhelm Pieck
  • Horno – David gegen Goliath
  • Die alte Chemiefabrik – Filmkulisse
  • Beelitz Heilstätten – morbider Charme der Baukunst
  • Harnekop – gerüstet für den Tag X
  • Die maurischen Häuser – Kuriosum im Niemandsland
  • Altes Lager – eine gigantische Ruinenstadt
  • Schiffstreppe – als Schiffe noch nicht fliegen konnten
  • Area 51 der DDR – Ohren im Orbit
  • Tunnel in Berlin – eine untergrabene Stadt

 

Auf meiner Reise habe ich viele sehenswerte Dinge gesehen und mir die Zeit genommen, diese genauer zu untersuchen. Es sind äußerst interessante Geschichten zu Tage getreten. Um die gefundenen lost places habe ich Reiserouten per GPS aufgezeichnet und so eine Strecke mit netten Lokalitäten und anderen Sehenswürdigkeiten zusammen gestellt. All diese Informationen habe ich in dem Buch ‘Vergessene Orte – lost places’ aufgezeichnet.

Alle einzelnen Routen zusammen ergeben eine Gesamtstrecke von ca. 1000 bis 1500 Kilometern (es kommt auf die Ausgangspunkte an). Viele Orte sind nicht ausgeschildert und lassen sich nur per GPS-Koordinaten finden. In meinem Buch habe ich die entsprechenden Koordinaten abgedruckt, damit die Einstiegspunkte einfacher zu finden sind. Leider dürfen einige Orte nicht legal besucht werden. Jeder sollte sich über die Einschränkungen und die Gefahren bewußt sein. Gerade in alten militärischen Anlagen lauern viele Gefahren. Einige Orte sind von der Bildfläche verschwunden (Horno, Diepensee). Ich habe kurz vor ihrem Verschwinden noch Fahrten zu diesen Plätzen unternommen und auch mit den letzten Einwohnern gesprochen (Horno). Von ihnen habe ich bedenkliche Geschichten gehört, welche ich leider nicht abdrucken konnte (und auch hier nicht wiedergeben kann). Jeder sollte bei dem Besuch eines lost places die entsprechende Vorsicht walten lassen. Gesperrte Orte würde ich nicht betreten. Die Bilder Chemiefabrik (M.K.) und Bunker sind nicht von mir aufgenommen worden. Einige andere natürlich auch nicht 😉

 

Nachfolgend einige Auszüge aus meinem Buch:

 

Diepensee – ein sterbender Ort

Diepensee verschwindet: Die Wahrheit kam beim Weg zum Einkaufen. Durch Diepensee fuhr ich immer, wenn ich neue Technik oder Möbel brauchte. Ganz in der Nähe gibt es auf der grünen Wiese ein riesiges Einkaufszentrum. Diepensee liegt direkt an dem Flughafen Schönefeld und viele kennen Diepensee von der Internationalen Flugausstellung, denn dort war der Zugang zum Flughafen, und dieses Spektakel war sehr bekannt. Seit 1992 wurde die ILA hier durchgeführt und viele Flugzeugbegeisterte kamen aus ganz Deutschland. Der Ort glich dann einem riesengroßen Parkplatz. Das letzte große Ereignis auf dem Flughafen war der Abschiedsflug der überschallschnellen Concord. Ein anderes trauriges Kapitel…

 

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die Mig 29 war damals noch gern gesehen…

 

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und der Tarnkappenflieger F117 galt als abschusssicher…

 

In der Zeitung las ich manchmal die Berichte zum neuen Großflughafen Berlin-Brandenburg. Auch die Diskussionen um die Standortwahl waren interessant. Der alte Flughafen in Schönefeld soll zu einem großen internationalen Drehkreuz ausgebaut werden. Ab 2011 sollen 20 Millionen  Passagiere pro Jahr abgefertigt werden (der aktuelle Termin liegt bei Ende 2017). Auch sollen die neuen Großflugzeuge, wie der A380, dort starten und landen können. Die Planer und Betreiber haben sich (zu?) ehrgeizige Ziele gesteckt. Ob der Standort Schönefeld so glücklich gewählt wurde, steht auf einem anderen Blatt. Ein anderer Platz wäre sicher einfacher in der Handhabung. Dann wären auch nicht die Probleme mit den Anwohnern so groß. Es gibt eine große Bürgerinitiative, welche gegen den Ausbau des Flughafen ankämpft. Zahlreiche Klagen haben den Beginn des Ausbaus bereits gestoppt. Die ersten Umsiedlungen sind aber abgeschlossen.
Am Härtesten traf es Diepensee. Der ganze Ort musste aufgrund der Expansion des Flughafens umgesiedelt werden. Eine gewachsene Struktur, Häuser, Bauernhöfe, alles musste abgerissen und wieder neu aufgebaut werden. Vor dem Hintergrund der vielen Klagen und eines unklaren Zukunftsbildes war dieser Schritt sehr gewagt…

 

Wernher von Braun

Mitten in einem Wald stehen riesige Betonbauten mit ganz unterschiedlicher Struktur – Öffnungen, Sehschlitze, Bergwälle, Bunker. Wozu das alles? Und was hat das mit Wernher von Braun zu tun?
Seit 1875 ist das Gebiet um Kummersdorf ein militärisches Sperrgebiet. In der letzten Ausbaustufe waren ganze 30 Millionen Quadratmeter für die Kriegsvorbereitung genutzt worden. Hier um Kummersdorf entstand damals eines der größten Militärgebiete und der Ort selbst wurde erst 1937 fertiggestellt. Alle Regierungen nutzten dieses Areal, um Waffen und Militärmaterial zu entwickeln und zu testen. Selbst Bunkeranlagen wurden hier entwickelt, gebaut und wieder zerstört. Auch erste atomare Versuche hat es im zweiten Weltkrieg gegeben.
Im Jahr 1873 hatte der deutsche Kaiser die Genehmigung zum Errichten eines Schießplatzes gegeben. Seit diesem Zeitpunkt wurde das Areal systematisch vergrößert. Hier wurden auch solche Kanonen wie die ‘Dicke Berta’ von Krupp getestet. Über 100 Jahre lang wurden auf diesem Platz Geschosse abgefeuert und Bomben gezündet.

 

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Standort der Motorenprüfstände

 

Während der Zeit des Dritten Reiches hatte Walter Dornberger die geheimen Entwicklungen der Raketentriebwerke geleitet. Wernher von Braun kam 1932 als Student in sein Team und promovierte hier. Bis 1937 wurden in Kummersdorf die V-Triebwerke entwickelt, aus denen dann in Peenemünde die V2, die Vergeltungswaffe 2, weiter entwickelt wurde. Die deutsche Raketenforschung wurde durch das Militär stark gefördert. Von ihrem Einsatz versprachen sich die Generäle eine große moralische Wirkung im In- und Ausland…

 

Flugplatz bei Klein Köris

Wie kommt man dazu, einen Flugplatz im Wald zu bauen? Und wie kommt man dazu, ihn später zu finden? Die zweite Frage lässt sich schnell beantworten. Ich suchte für ein GPS-Spiel eine möglichst große gerade Bebauung im südlichen Brandenburg. Es sollte aber keine Straße sein. Ich sah also die topografische Karte im Maßstab 1:25.000 durch, und mein Blick viel nach einiger Zeit auf dieses Gebilde. Mitten im Wald hatte ich so etwas nicht vermutet. Das Navigationsprogramm fand keine Straßenverbindung dort hin…

 

David gegen Goliath

Horno ist ein ‘echter’ verlorener Platz. Ein Ort, welcher von der Landkarte verschwindet. Nicht nur mit allen Häusern, Straßen und Bäumen. Selbst der Grund, auf dem Horno steht, wird entfernt. Ein verlorener Ort. Der Kampf der Hornoer Einwohner gegen die Umsiedlung dauert nun schon fast 30 Jahre.
Durch den Bezirkstag Cottbus wurde im Jahr 1977 beschlossen, Horno zu devastieren. Horno muss aus wirtschaftlichen und politischen Gründen den Abraumbaggern für Kohle weichen. Seit diesem Beschluss kämpfen die Hornoer Einwohner gegen die Vernichtung ihres Dorfes. Bislang umsonst. Bis zum Jahr 2005 sind alle Hornoer, bis auf ein Ehepaar, umgesiedelt worden. Alle Häuser, öffentliche Einrichtungen und letztendlich auch die Kirche sind  abgerissen worden. Selbst die Toten vom Friedhof liegen jetzt woanders. Darf man eigentlich die Totenruhe stören?

 

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das braune Gold liegt tief vergraben…

 

Warum ist aber noch ein Ehepaar in Horno? Dies zu erfahren, bin ich nach Horno gefahren, um die beiden letzten Bewohner selbst zu fragen. Eine nicht ganz alltägliche Geschichte.
Bei schönem, aber kühlen Maiwetter fuhr ich morgens in aller Frühe los, um nicht zu spät in Horno anzukommen. Es war Samstag, die Straßen nur von den Wochenendeinkäufern befahren. Im dünn besiedelten Osten, fast an der polnischen Grenze, wurde der Verkehr immer geringer – die Straßen waren wie leer gefegt. Keine zwei Stunden später, schon viele Kilometer vor meinem Ziel, ragten riesige Dampfwolken in den Himmel. Das Kraftwerk Jänschwalde machte klar, wer hier die Hosen an hat. Das Kraftwerk und der Kohletagebau sind die größten Arbeitgeber der Region und das seit sehr vielen Jahren.
Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt noch eine ordentliche Straßenverbindung in den Ort Horno geben würde, war aber der Meinung, dass man die letzten Bewohner nicht ohne Zufahrtsstraße dort wohnen lassen würde, also fütterte ich mein GPS-Gerät mit dem Namen Horno und harrte der Dinge, die da kommen sollten. So ganz lustig sollte es nicht werden…

 

 

Bilder

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Diepensee

 

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Triebwerkforschung

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Startbahn

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Horno – das letzte Haus

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Filmkulissen

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Heilstätten

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Bunkerwelten

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einsam und verlassen

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Altes Lager

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Schiffstreppe

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Area 51

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Berliner Flakturm

 

 

2 Antworten

  1. Frank Bode sagt:

    Sorry, habe gesehen, das Buch gibt es noch auf amazon.de
    Direktbezug mit Autogramm oder Widmung wäre mir lieber;-)
    Mit besten Grüßen !

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