Lifepo4-Akku bauen
10Ah-Akku mit Headway-Rundzellen
Headway-Zellen und BMS vormontiert
Meine Ausrüstung ist hier zu finden: Ausrüstungsliste mit Links
Hinweis:
Wer keine Ahnung von der Lipo-Materie hat, sollte auf jeden Fall die Finger davon lassen! Der Nachbau und das Ausprobieren dieser Tipps erfolgt auf eigene Verantwortung – ich schließe jegliche Haftung aus! Siehe auch die Warnhinweise am Ende dieser Seite!
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In diesem Beitrag werden interne und externe Links verwendet. Interne Links führen auf meine eigene Website und sind nicht näher gekennzeichnet. Externe Links zu Amazon sind mit einem zusätzliche Hinweis gekennzeichnet. Wer Produkte über diese Links bei Amazon erwirbt zahlt nicht mehr aber ein kleiner Teil des Erlöses kommt mir zugute. Vielen Dank für die Nutzung!
Wozu den Akku?
Wie bereits in diesem Beitrag beschrieben, brauche ich für mobile Anwendungen – z.B. den Amateurfunk – ausreichend Energie, um auch ohne Steckdose arbeiten zu können. Hier nun die zweite Variante mit einem Lifepo4-Akku und einem Solarlader, welcher dafür ausgelegt ist.
Voraussetzungen
Der Lifepo4-Akku muss mit einem BMS-System (Batteriemanagementsystem) ausgestattet werden, um Kurzschluss, Überspannung (Lader) und Tiefentladung zu vermeiden. Weiterhin muss das BMS einen Balancer haben, um mit einem Lader ohne Balancer laden zu können (also PCB + Balancer in einem System). Für die Lötarbeiten muss mindestens ein 80W-Lötkolben vorhanden sein, wenn die Zellen mit Lötfahnen ausgerüstet sind, sonst braucht man eine größere Leistung oder nutzt die verschraubbaren Headway-Zellen. Ich habe mich für Lötfahnen in Z-Form entschieden, weil ich einen flachen Akku benötige, welcher möglichst kompakt ist. Die Schraubvarianten haben größere Abmessungen.
Achtung! Die Akkus haben eine enorme Energiedichte und die Anschlüsse sind jederzeit freiliegend, so dass während der Arbeiten immer darauf geachtet werden muss, dass kein Kurzschluss entstehen kann!
Vergleich des Headway-Akkus mit einer Mignon-Zelle
Material
Folgendes Material habe ich verbaut:
- 4 Stück LiNANO 10 Ah 3,2V LiFepo-Rundzelle, SL-FHW-38120LE (hier ein kleineres Set (Amazon))
- BMS 4S 40A LiFePO flach, mit Balancer und Temperatursensor
- Polyamid-Klebeband (Amazon) 20mm breit
- XH-Buchse 5-polig (Amazon) mit Kabel (zur Spannungsmessung – nicht zum Laden!!!)
- PVC Schrumpfschlauch (Amazon) Blau transparent, 175 mm x 0,13 m
- XT-60 Stecker und Buchse (Amazon)
- Silikonkabel (Amazon) 6mm2 und 2,5mm2
- Votronic Solar-Regler MPP 165 Duo Digital (Amazon)
- Flachsicherungshalter (Amazon) mit Kabel 6mm2
fast das komplette Material
Daten des Akkus
- Kapazität: 10Ah
- Nominale Spannung: 3,2V
- Ladeschluss Spannung: 3,65V
- Entladeschluss Spannung: 2,5V
- Dauer Entladestrom: 5C
- max. Peak Entladestrom: 10C
- max. Ladestrom: 4C
- Ladeart: CC/CV
- Ladezyklen 100% DOD: 1500 bei 1C
-
Ladezyklen 80% DOD: 2000 bei 1C
Innenwiderstand: < 6 mOhm - Gewicht: ca. 335g
- Format: 38mm rund, 120mm Länge
Vorbereitungen
Die Akkus müssen vermessen und bei Bedarf auf ein gleiches Spannungsniveau gebracht werden. Dazu muss jede einzelne Zelle mit einem geeigneten Lifepo-Lader geladen werden – z.B. auf die Storage-Spannung, damit nicht zu viel Energie in den Zellen ist, da sie dann noch gefährlicher sind beim Aufbau.
Spannungsgleichheit herstellen
Löten des Packs
Die Zellen immer auf eine geeignete Unterlage ablegen und metallene Gegenstände fernhalten! Zwischen den Zellen einen Schutz aufbringen – ich habe Hypalonhaut von ca. 1mm Dicke benutzt – sie ist fast unzerstörbar und hält die Akkus auf Distanz. Warum? Der Becher ist der Minuspol und nur von einem mickrigen Schrumpfschlauch geschützt.
Berührungsschutz zwischen den Zellen
Ich habe die Zellen so zusammengesetzt, dass die Lötfahren im Winkel von 90 Grad zueienander stehen. Dadurch kann ich weit entfernt von der Zelle Löten. Die Fahnen sind hier doppelt – also die obere Fahne jeweils so kürzen, dass man sie gut zuammenlöten kann. Unbedingt dicke Pappe unterlegen, damit der Schrumpfschlauch geschützt ist und man keinen Kurzschluss herbeiführt.
Fahnen im rechten Winkel
Die Kabel der XH-Buchse mit einem parallelen Kabel verlöten (nur die 3 mittleren Kabel), denn das Kabel der XH-Buchse muss zum einen an den jeweiligen Pluspol und dann auch auf das BMS gelegt werden. Also werden die 3 mittleren Kabel der XH-Buchse um ein weiteres Kabel verlängert (ca. so lang, wie das Kabel an der Buchse).
Die Fahnen zusammenlöten und dann das XH-Buchsenkabel ebenfalls anlöten. Folgende Reihenfolge ist zu beachten:
- schwarzes Kabel der XH-Buchse an Minus der ersten Zelle (später!)
- erstes rotes Kabel (gleich neben dem schwarzen) an den Pluspol der ersten Zelle
- zweites rotes Kabel an den zweiten Pluspol
- drittes rotes Kabel an den dritten Pluspol
- viertes und letztes rotes Kabel an den Pluspol der vierten Zelle (später!)
Achtung! Die Enden der Kabel sind zu ilosieren, um einen Kurzschluss zu vermeiden.
erste und zweite Zelle verlötet und erstes rotes Kabel der XH-Buchse
Die verlöteten Fahnen werden nun mit einem Schutz unterlegt, danach umgebogen und ein zweiter Schutz wird darüber geklebt.
Schutz unter den Lötfahnen
zweiter Schutz über den Lötfahnen
Mit der dritten und vierten Zelle wird ebenso verfahren. Anschließend wird für den Bereich, der vollständig verlötet ist (unten), eine Schutzabdeckung aufgebracht.
Schutzabdeckung aufgelegt
Schutzabdeckung verklebt
Nun ist das komplette Pack verlötet. Die Spannung sollte einmal geprüft werden.
BMS einlöten
Bevor das BMS eingelötet wird, werden alle Kabel am BMS angelötet, damit man so lange wie möglich ohne Spannung am BMS arbeiten kann. Zuerst werden die beiden Batteriekabel an B- und B+ angelötet – hier wird später der Plus- und Minospol des Packs angelötet. Anschließend wird an P+ und D- das Verbraucherkabel angelötet und mit der XP-Buchse versehen. Hier werden später die Verbraucher angeschlossen.
Schaltplan
Batteriekabel B- und B+
P+ und D- Verbraucherkabel mit XT-60-Buchse
Nun wird an P+ und C- das Ladekabel angelötet und mit einem XT-60-Stecker versehen. Das Akkupack muss über diesen Anschluss geladen werden, kann also nicht direkt über den Verbraucheranschluss geladen werden.
Ladekabel an P+ und C-
Das Pack erhält nun einen Schutz, auf dem das BMS befestigt wird. Anschließend wird das BMS aufgeklebt und die Kabel werden fixiert. Da noch die dünnen Kabel der Pluspole aufgelötet werden müssen, sind diese Stellen freizuhalten.
Unterlage für BMS
BMS aufkleben
Nun müssen die Kabel an Plus- und Minuspol gelötet werden – dabei nicht die beiden kleinen Kabel der XH-Buchse vergessen. Schwarz an Minus und Rot an Plus. Die Pluskabel der XH-Buchse sind an die entsprechenden Stellen auf dem BMS zu löten (erstes rotes Kabel an B1, zweites an B2 und drittes an B3).
Plus und Minus inkl. der XH-Kabel anlöten
alle Kabel angelötet und fixiert
Mit einem Liposaver kann an der XH-Buchse nun gemessen werden – alles Spannungen müssen dicht beieinander liegen, wenn nichts falsch gemacht wurde.
Akkupack verkleiden
Das BMS wird nun mit einem Schutz abgedeckt – ebenfalls die Seite, wo Plus- und Minuspol liegen. Anschließend wird das Pack vollständig mit einem Schutz eingekleidet, fixiert und dann zweimal eingeschrumpft. Zwischen erste und zweite Schrumpffolie kann die Bescheibung und Kennzeichnung des Packs eingelegt werden, falls der Schrumpfschlauch durchsichtig ist.
Kontaktseite abdecken
Pack vollständig einpacken
einmal einschrumpfen
fertiges Pack nach dem zweiten Schrumpfschlauch inkl. Kennzeichung
Nun kann eine Überprüfung aller Funktionen erfolgen. Das Pack muss sich mit einem Lader laden lassen, welcher die Spannung auf 14,4 Volt begrenzt. Ich verwende für das normale Laden die Ladefunktion Lifepo4 ohne Balancer. Mittels Liposaver lässt sich der Zellendrift feststellen.
Warnhinweis
Der Umgang mit Lipo-Akkus muss sehr vorsichtig erfolgen. Diese Akkus können brennen und auch explodieren. Man muss die entsprechenden Lader (Automatiklader) verwenden und die jeweiligen Ladeschlussspannungen, Ladestromstärken und Entladestromstärken kennen. Die Ladung von Lipo-Akkus sollte in Lipo-Sicherheitsbags erfolgen und die Lagerung nur mit Storage-Spannung (empfehlenswert sind 3,7V bei Lipo und bei Bedarf 2,75V bei Lifepo – ca. 10% der Eenergie sind dann noch im Akku) und in Sicherheitskassetten (Lipo-Kassetten, brand- und explosionssicher). Es sind bereits einige Wohnungen abgebrannt und das nicht nur beim Laden der Akkus. Wer also keine Ahnung von der Lipo-Materie hat, sollte auf jeden Fall die Finger davon lassen! Der Nachbau und das Ausprobieren dieser Tipps erfolgt auf eigene Verantwortung.
Lifepo-Akkus sind aufgrund ihrer Bauweise deutlich sicherer als Lipo-Akkus. Man sollte trotzdem bedenken, dass ein Akku eine große Menge Energie gespeichert hat.
Betriebserfahrungen
Nach mehr als 3 Jahren Nutzung dieses Akkupacks bin ich immer noch überzeugt von diesen Zellen. Funktionieren wie am ersten tag, haben noch volle Kapazität und Leistung ohne Ende. Benutze das Pack für ganz verschiedene Aufgaben, wie:
- als Kameraakku für meine 16-mm-Kameras, wie diese hier
- als Akku für die Bootspumpe des Grabner Luftbootes
- am meisten für den Funkbetrieb
- als Ladepack für ausgedehnte Fotoexkursionen
- als Ladepack für mein Notebook im Outdoorbetrieb
Amazon-Links auf dieser Seite:
4 Stück LiNANO 10 Ah 3,2V LiFepo-Rundzelle, SL-FHW-38120LE (hier ein kleineres Set)
Polyamid-Klebeband 20mm
PVC Schrumpfschlauch Blau transparent, 175 mm x 0,13 m
Silikonkabel 6mm2 und 2,5mm2
Votronic Solar-Regler MPP 165 Duo Digital
Flachsicherungshalter mit Kabel 6mm2
Wow! Eine geniale Beschreibung – Hut ab! Hat endlich das Mysterium geklärt, wie denn wohl die 12V-Lithium-Blocks mit internem BMS tatsächlich aufgebaut sein könnten.
Zur Sicherheit noch eine „dumme Frage“, nicht genau das was Jens schon gefragt hat, sondern:
Mit Lithium-tauglichem Solarlader (siehe Deine Stückliste!) an den Lade-Eingängen bei gleichzeitigem Verbraucher an den Ausgängen sollte aber schon gehen, oder? Das ist ja genau der Setup den wir z.B. in Wohnmobilen haben und Deine Stückliste mit Solarlader suggeriert ja genau diesen Betrieb, in der Bauanleitung aber dann nicht mehr weiter erwähnt.
Freue mich auf einen Kommentar. Liebe Grüsse, Reiner
Moin Reiner, danke. Ich fahre das immer gleichzeitig, also mit Abnehmer am Ausgang. Macht ja sonst irgendwie keinen Sinn. Das funktioniert bei mir alles. cu Tom
Hallo,
danke für die sehr detaillierte Beschreibung.
Für meine portable Funkausrüstung habe ich mir auch schon ein 4er LiFePo-Pack gebaut und dabei allerdings ein Balancer-Ladegerät genutzt, weshalb ich kein separates Balancer-Modul bzw. BMS benötige.
Beim Lesen Deiner Beschreibung kam bei mir eine Frage auf:
Könnte ich an den Verbraucheranschluss des BMS den Verbraucher angeschlossen und eingeschaltet haben und GLEICHZEITIG über den Lader-Anschluss des BMS das LiFePO-Pack geladen halten?
…. und: Könnte ich an den Lader-Anschluss des BMS-Moduls auch nur das 12V-Bordnetz eines PKW anschließen?
Das würde mich sehr interessieren.
Nochmals vielen Dank und viele Grüße,
Jens
Hallo Jens, bin in Zeitnot und kann daher nicht recherchieren. 12V geht nicht so einfach. Du musst die genaue Ladespannung zur Verfügung stellen, z.B. mit einem DC-DC-Wandler. Grüße Tom
Sehr interessante Anleitung! War zunächst unsicher welcher Akkutyp es nun für den Portabeleinsatz nun werden sollte. LiPos fielen wegen der erhöhten Gefahr schon mal weg. AGM-Batterien sind zwar robust aber zu schwer. LiFePOs scheinen dafür wie gemacht. Mit den BMS hat man quasi einen Plug und Play Akku-Pack. Klasse Idee!
Moin Martin, ja so habe ich auch gedacht, danke. cu Tom
Hallo Udo,
danke für deine anerkennenden Worte. Ich habe bei dir schon eine Menge abgeguckt – vor allem, was das Equipment zum Funken betrifft 😉
Schöne Grüße von unterwegs (grad an der Elbe)
Tom
Hallo Tom,
also ich möchte hier gern mal meinen Kommentar loswerden.
Wir haben ja miteinander an anderer Stelle bereits länger Kontakt gehabt und ich möchte Dir von meiner Seite ein Kompliment machen, dass mir die Dinge die Du angegangen bist und die Du hier aufgeschrieben hast, sehr gut gefallen.
Ich bin der Meinung, dass man nicht alles 110 % -ig machen muss, sondern ggf. auch mal ein „schnelles Experiment“ das vielleicht nur 80%-ig „perfekt“ ist „quick and dirty“ vielleicht, zum Thema Hobby und Freizeitgestaltung schon einen sehr ordentliche Leistung ist.
Ich bewundere, wie schnell Du gewisse Ideen umsetzt und sie ggf. auch wieder fallen lässt, wenn das nicht zielführend ist.
Auch die Dinge, die Du hier dokumentiert hast gefallen mir sehr gut, auf Deiner neuen, sehr schönen Webseite.
So wie Du habe ich recht breit gefächerte Interessen, experimentiere sehr gerne und kann auch nicht immer „Gürtel und Hosenträger“ verwenden.
So eine Batterie, wie Du sie gebaut hast und hier beschrieben, ist sehr interessant, ist sie doch deutlich leistungsfähiger, als konventionelle Systeme und viel leichter.
U a. Ideal für Portabelanwendungen im Amateurfunk.
An den un-freundlichen Herrn „Elektrowurm“ würde ich gern die Botschaft senden, dass er hier „Gast in Deinem virtuellen Haus“ ist und wenn man meint Dinge besser zu wissen, bringt man das in einer freundlichen Art rüber, die dem Gegenüber „das Gesicht wahren“ lässt.
Tom, lass Dich hier nicht ins Boxhorn jagen und mach so weiter wie bisher !
Auch wenns mal nicht 110 %-ig ist.
Freundliche Grüße,
Udo (DL 8 WP)