Der Unimog 435

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Das etwas andere Wohnmobil

Warum einen Unimog als Wohnmobil? Jetzt könnten tausend Ausreden kommen, von wegen, man kommt überall durch usw. aber das ist es nicht. Das Teil sieht gut aus und fährt sich sehr entspannt. Der Unimog hat mir einfach gefallen, deswegen ist er da. Taugt er als Ersatz für ein Wohnmobil. Jain. Wer Stehhöhe und eine Dusche braucht, kommt damit nicht klar. Ansonsten hat er in meinen Augen nur Vorteile. Bis auf den Verbrauch 😉

Umbauten und Kosten sind weiter unten aufgeführt.

 

Basisfahrzeug

Die Basis für den Ausbau bildet eine Sanitätskraftwagen der Bundeswehr. Der Unimog ist ja als Universalmotorgerät für Kommunen und Landwirtschaft/Gewerbe entwickelt worden und nicht unbedingt eine sinnvolle Basis für ein Wohnmobil, denn einige Eigenschaften sprechen nicht dafür, wie hoher Verbrauch, lautes Fahrgeräusch, schlechte Platzausnutzung und niedrige Endgeschwindigkeit. Wer einen Unimog als Wohnmobil nutzt, sollte also darauf achten, dass er die sogenannten schnellen Achsen eingebaut hat, die ein etwas besseres Übersetzungsverhältnis in den Vorgelegegetrieben haben und somit den Wagen auf eine höhere Endgeschwindigkeit bringen – so ca. 100 km/h. Bei dieser Endgeschwindigkeit ist es dann sehr laut und sehr lange halten die Achsen und der Motor dann auch nicht. Bei 80 km/h wird das Ganze aber erträglich. Eine zweite Möglichkeit ist der Einbau eines Splitgetriebes, welches die Drehzahl der Achsen erhöht und damit ebenfalls zu einer höheren Endgeschwindigkeit führt. Die Kosten liegen wohl so bei 4000 Euro und mehr für den Spaß. Dafür gibt es dann mehr Gänge 😉

 

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Der Sankra der Bundeswehr hat einen Kofferaufbau, welcher zwar keine Stehhöhe hat aber sehr solide gebaut ist und auch sehr schön zum Unimog passt. Hier kann jeder seinen persönlichen Stil verwirklichen und sich seinen Ausbau zurecht zimmern. Stehhöhe lässt sich einfach durch ein Hubdach erzeugen, welches im Mittelteil statt der Luken eingebaut wird. Der Koffer hat hinten eine große Doppeltür und an der Seite eine Eingangstür mit einer automatisch einklappbaren Treppe. Die Treppe bewegt sich solange, wie Luft im Kessel des Unimogs ist, danach ist Ruhe, es sei denn, man fixiert den Schalter mit einem einfachen Blech. Im Dach sind Lüftungsklappen und ein großer und lauter Lüfter eingebaut. Beides funktioniert aber sehr gut und wenn man ein Fliegengitter installiert, dann braucht es keinen Umbau. Der Koffer ist isoliert, sollte aber mit besseren Materialien neu gedämmt werden. Viele reißen die originalen Befestigungsschienen heraus, wohl wegen der Wärmebrücken aber ich finde sie sehr gut und habe dort viel befestigt. In der Übergangszeit von Winter zu Sommer gibt es schon mal Kondeswasser an den Schienen. Ist aber nicht so oft der Fall, dass ich dass jetzt als erstes ändern würde. Die Fenster sind nicht isoliert, also muss man sinnvoll lüften, wenn man bei ungünstigen Witterungsbedingungen campiert, um Schwitzwasser zu vermeiden.

 

Der Ausbau

Den Ausbau habe ich ausnahmsweise mal nicht selbst gemacht und ich finde, der Vorbesitzer hat sehr vernünftige und durchdachte Arbeit geleistet und den Koffer gut ausgebaut. Kleinigkeiten kann man immer verbessern und jeder hat auch andere Sichtweisen. Ausgerüstet ist der Koffer mit einem großen Bett 90×200 cm, einer Sitzecke für 4 Personen , einer Spüle, Platz für eine Kompressorkühlbox und diversen Schränken. Neben einer Dieselheizung 4 kW kann ein Gaskocher aufgestellt werden. Das Frischwasser ist in 3×30-Liter-Kanistern mit Pumpe untergebracht und als Klo gibt es ein Portapotti. Das mit den Kanistern ist etwas umständlich, ermöglich aber das Bunkern unterschiedlicher Wasserqualitäten. Eine Außendusche gibt es auch, natürlich in kalt. Der Ausbau ist optimal für eine Person, bei zwei Personen muss man sich das Bett teilen oder ein Provisorium dazu schaffen. Zu zweit kann man aber sehr gut im Mog leben. Für kurze Reisen geht es auch zu dritt. Auf dem Boden kann eine große Isomatte zusätzlich ausgerollt werden (195x75cm).

 

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Sitzgruppe, rechts Spüle, unter den Sitzen sind Heizung und Natoblöcke

 

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Küche mit Spüle, Kompressorkühlbox und Stauraum, hinten das Bett

 

Das Fahren

Wer einmal Unimog gefahren ist, kennt das Gefühl 😉

Man sitzt sehr hoch, also ca. auf Augenhöhe mit den anderen LKW-Fahrern und hat einen sehr guten Überblick. Schnell genug ist man mit so einem Teil allemal unterwegs, es sei denn, man steht auf zügigere Fahrweisen. Dazu eignen sich dann andere Autos besser. Autobahnen meide ich möglichst und ansonsten passt man trotz 2,30 m Breite überall durch. Erstaunlich ist, dass ich auf die meisten PKW-Parkplätze passe, nur das Heck schaut dann etwas drüber und links und rechts ist es etwas eng. Da die Tür sehr weit oben liegt, ist das aber meist kein Problem. Alle anderen Verkehrsteilnehmer nehmen sehr viel Rücksicht – villeicht liegt es auch daran, dass sie ihr eigenes Auto schonen wollen 😉

Auf allen Fahrten habe ich fast nur positive Resonanz bekommen, d.h., es hat sich niemand beschwert – im Gegenteil – viele Leute kommen und fragen etwas über den Mog oder wollen ihn von innen sehen. In reinen Wohngebieten sieht das anders aus, falls man da öfter rumkurvt. Da nervt es den ein oder anderen schon.

Es gibt kaum Wege, die man nicht befahren kann aber das ist bei so einem Gefährt ja irgendwie ersichtlich. Der Wendekreis ist erstaunlich gering, so dass Wenden in einem Zug auf normalen Straßen mit Nutzung des seitlichen Geländes fast immer möglich ist.

 

Umbauten/Ausbauten/Kosten

Hier eine Aufzählung der meisten Um- und Einbauten. Nur für Umbauten sind mehr als 10.000 Euro in den Mog geflossen. Um einen BW-Unimog sinnvoll zu verwenden, kommt man immer in diese Regionen. Wer einen Koffer günstig erhalten kann – die normalen Preise bewegen sich zwischen 15- und 20.000 Euro, muss also noch mind. 10.000 Euro in die Hand nehmen, wenn er alles selbst ausbaut, um vernünftig auf Reisen zu gehen. Für Reparaturen sind bereits 8.000 Euro in das Auto investiert worden. Wartungsstau ist nicht vorhanden. Rost natürlich auch nicht.

 

Fahrzeug:

  • Vorgelegeentlüftungen an der Vorderachse (ca. 1000 Euro)
  • Motorbremse (ca. 1000 Euro)
  • 2. Tank mit Umschaltung während der Fahrt (ca. 1200 Euro)
  • Schallisolierung der Fahrerkabine (ca. 1000 Euro)
  • andere Sitze in der Fahrerkabine inkl. Aufnahme (ca. 300 Euro)
  • Zusatzscheinwerfer für Nah- und Fernbereich (ca. 300 Euro)
  • Edelstahlauspuff (ca. 500 Euro)
  • Sandbleche (400 Euro)
  • Reserveradhalterung am Heck (ca. 500 Euro)

Koffer:

  • Solaranlage 2×100 Watt, Regler, Ladegerät, 2x Natoblöcke 24V (ca. 1200 Euro)
  • Webasto Dieselheizung 4 kW (ca. 1200 Euro)
  • Kompressorkühlbox (500 Euro)
  • Frischwasser 3×30 Liter, Spüle (ca. 300 Euro)
  • Sitzgruppe, Bett, Schränke, Licht 24V (ca. 1000 Euro)

Überholungen/Reparaturen:

  • Vorgelege vorn repariert (Vorgänger)
  • Vorgelege hinten abgedichtet
  • neue Bremsscheiben vorn (Vorgänger)
  • 352er Motor eingebaut mit rel. neuer Kupplung (siehe Umbau)
  • Auspuff neu geschweißt

 

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Solaranlage auf der Fahrerkabine

 

Wartung

Der Unimog ist ein Klein-LKW und dementsprechend intensiv ist auch der Wartungsplan. Wer nicht selbst schrauben kann, kommt da schnell an seine Grenzen. Auch wer selbst schraubt, wird einige Dinge umsortieren müssen. Beim Mog ist alles eine Nummer größer.

 

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Bremsenwartung

 

Fazit nach 40.000km und 120 Nächten:

Alles super und kann so bleiben. Einen Edelstahlwassertank hab ich geplant und ein zweites Bett bei der Sitzgruppe. Ansonsten gibt es wenig zu meckern.

 

9 Antworten

  1. Andreas Hübener sagt:

    Hallo,

    bin gerade dabei meine 1300L leiser zu machen. Daher meine Frage ob Ihr Ihr Details zur Schalldämmung von der Kabine für mich habt?
    Materialien, welche wo und wie montiert.

    Wäre für alle sachdienlichen Hinweise sehr dankbar.

    Vielen Dank
    Andreas

  2. Roland Busch sagt:

    Hi Tom , mal ne Frage zum Mog, was hast du damals für den bezahlt ? , da ich seit Jahrzehnten die Landy Palette , von der Serie bis zu den Modellen 200 TDI, 300 TDI , TD5 durch habe, ist nun ein upgrade 🙂 dran. Lieben Gruß, Roland.

    PS : witzigerweise fahr ich auch noch ne Wibo 945…

    • vesab sagt:

      Hi Roland, hab ich vergessen 😉 Darf ich nicht laut sagen. Das du ne Wibo hast, ist wirklich lustig. Die Dinger gibt es ja nicht gerade wie Sand am Meer. Ja manchmal gibt es schon ähnliche Interessen… 😉 cu Tom

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