KW Notfunkstation

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AEG SE6861/12mod als KW-Notfunkstation

 

Wozu Notfunk?

Notfunk ist eine Überlegung aus dem Katastrophenschutz heraus. In der heutigen Informations- und Kommunikationsgesellschaft funktioniert alles – also das gesamte gesellschaftliche Leben – über technische Hilfsmittel wie Telefon, Mobiltelefon, Computer und Netzwerke. Wer das nicht glaubt, verzichte einfach einmal eine Woche oder auch nur einen Tag auf sein Handy, sein Festnetz, den Computer, Radio und TV. Die Erkenntnis wird groß sein – natürlich nicht, wenn ich gerade in einem Kloster eine Fastendiät mache, sondern im normalen Alltag.

Nun kann es Ereignisse geben, die eine Kommunikation über die gewohnten Kanäle nicht mehr ermöglichen, z.B. Naturkatastrophen, wie Stürme, Schneestürme, Überschwemmungen, Erdbeben, technisches Versagen, Blackouts und andere Szenarien. Dasss sie real vorhanden sind, zeigen die Nachrichten und dass sie in Zukunft öfter vorkommen werden zeigen Untersuchungen, u.a. der Bundesregierung. Aus diesem Grunde wurden verschiedene Untersuchungen angeschoben, was passieren würde, wenn Kommunikation oder sogar der komplette Strom ausfällt. Ich verweise z.B. auf die Bundesdrucksache 17/5672 (PDF-Download) vom 27.04.2011 und auch auf das Programm der Bundesregierung KRITIS (PDF-Download) vom 17.06.2009.

Notfunk ist eine dezentrale autarke Kommunikationsquelle, wenn alle anderen Kommunikationskanäle bereits ausgefallen sind. Sie basiert in diesem Fall auf Amateurfunk und auch im DARC und seinen Ortsvereinen gibt es seit einigen Jahren Notfunk-Aktivitäten.

 

Definition von Notfunk

Notfunk wird in den unterschiedlichen Medien und Anwendungsbereichen nicht einheitlich definiert, was der Sache aber keinen Abbruch tut. Ich spreche hier von Notfunk, wenn mittels Funkgeräten in den offiziell freigegeben Freuqenzbereichen (Amateurfunk, Jedermannfunk, wie PMR, LDP, CB) autark Funkbetrieb aufgenommen werden kann. Autark bedeutet hier vor allem ohne Stromversorgung aus dem öffentlichen Netz, also mit alternative Stromquellen, wie Akkus, Batterien, NSV, Solaranlagen, Windanlagen usw.

Weiterhin muss unterschieden werden, wie weit Verbindungen möglich sind. Hier kann es mehrere Bereiche geben, welche aber nicht fest definiert sind:

  • Nahbereich 0km bis 50km
  • Mittlerer Bereich 0km bis 1000km
  • Fernbereich 0km bis weltweit

Für diese verschiedenen Bereiche ist natürlich unterschiedliches Equipment notwendig und die Frage ist, was man erreichen möchte. Im Katastrophenschutz wird meist die mittlere Entfernung sinnvoll sein, also die Überbrückung der Entfernungen eines Landes wie Deutschland.

Für den Einsatz von Notfunk sind drei Voraussetzungen notwendig:

  • Notfunkstation
  • Notfunknetzwerk
  • Betriebsregeln

 

Notfunkstation

Nachfolgend einige Möglichkeiten, um Notfunk zu betreiben. Der mittlere Bereich bis 1000km scheint am sinnvollsten zu sein.

Die technischen Komponenten einer Notfunkstation sind:

  • Funkgerät
  • Antennenanlage
  • Stromversorgung
  • Transportmöglichkeit bei mobilem Einsatz

 

Funkgeräte

Für mittlere Entfernungen kommen im privaten Bereich nur Funkgeräte in Frage, welche ohne Relais (Übertragungsstationen, Funkrelais, meist im 70cm- und 2m-Wellenbereich) auskommen. Hier bieten sich Amateurfunkgeräte an, denn Amateurfunk ist seit Jahrzehnten etabliert und es gibt ausreichend robustes Material. Auch ein Netzwerk ist bereits vorhanden – die Funkamateure auf der ganzen Welt.

Die möglichen Funkgeräte (Sende-Empfangsanlagen, sog. Transceiver) kann man hier in feste Stationen und Mobilgeräte unterteilen. Notfunkstationen sollten möglichst mobil betrieben werden können, so dass sich Mobilgeräte besonders eignen. Hier mehrere Beispiele für geeignete Geräte:

 

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YAESU FT857D – KW-Gerät inkl. 70cm/2m 50-100 Watt Sendeleistung

 

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AEG SE6861/12mod – militärisches KW-Gerät (manpack) 20 Watt Sendeleistung – extrem robust

 

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YAESU FT-817 – sehr kleines KW-Gerät inkl. 70cm/2m 1-5 Watt Sendeleistung (bedingt geeignet)

 

Natürlich sind auch alle anderen mobilen Kurzwellengeräte als Notfunkstation geeignet. Die militärischen Geräte haben den Vorteil, dass sie meist wasserdicht und extrem robust sind, wie z.B. das AEG SE6861/12mod. Dafür sind sie nicht so komfortabel.

 

Antennenanlage

Um über Kurzwelle weit entfernte Stationen zu erreichen, wird das ausgestrahlte Signal an bestimmten Reflexionsschichten gespiegelt und erreicht so auch Gebiete, die hinter dem Horizont liegen. Alle nahe gelegenen Stationen erreicht man auch direkt, wenn quasi eine Sichtverbindung besteht. Um Stationen im mittleren Bereich zu erreichen (sogenannte tote Zone zwischen Direktverbindung und gespiegeltem Signal) muss dass ausgesendete Signal sehr steil nach oben abgestrahlt werden. Dafür wurden gut funktionierende Antennen, sog. NVIS-Antennen entwickelt, welche sehr steil nach oben abstrahlen.

Für viele Verbindungen genügt auch ein Dipol mit halber Wellenlänge. Oft wird er als sog. Inverted V-Antenne aufgebaut. Dabei stellt man z.B. für das 80-Meter-Band (Wellenlänge 80m) einen 10-Meter-Mast auf (Glasfibermast, ähnlich einer Teleskopangel) und spann zwei 20-Meter-Drähte schräg nach unten bis kurz vor den Erdboden ab. Ein weiteres Kabel geht direkt am Mast nach oben und speist das Signal in die Antenne ein (sog. Koaxkabel oder “Hühnerleiter”).

Alternativ genügen auch einfache lange Drähte oder senkrechte Metallstäbe, welche dann mit einem Zusatzgerät, dem Antennentuner “angepasst” werden, damit man senden und empfangen kann. Der Antennentuner sorgt dafür, dass die Anetnne “resonant” wird, ansonsten kann nicht gesendet werden.

 

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Glasfasermast und 2x20m Drahtdipol, abgespannt

 

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Glasfasermast und 2x20m Drahtdipol, unabgespannt

 

Solche Drahtantennen lassen sich sehr schnell aufbauen und sie sind auch sehr preiswert. Selbst auf Betonböden kann man mittels eines Auto-Antennenfußes die Antenne schnell errichten.

 

Stromversorgung

Sehr wichtig ist eine ausreichende Stromversorgung. Gut und einfach sind große Bleibatterien, welche dann auch mit einfachen Solaranlagen wieder aufgeladen werden können. Alternativ kann man auf hochdichte Batterietypen wechseln, wie z.B. Lifepo-Akkus.

 

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Lifepo4-Akku inkl. Solarlader (Bauanleitung Lifepo4-Stromversorgung hier)

 

Je höher die Sendeleistung ist und je länger die Sendedurchgänge sind, um so mehr Kapazität muss bereitgestellt werden. Funkgeräte benötigen einen relativ hohen Bedarf, da z.B. Mobilgeräte mit 100 Watt senden und bei 12V Stromversorgung bereits 10-12A Strom permanent beim senden aus dem Akku gezogen werden.

Einige Funkgeräte haben auch eingebaute Akkus, die für eine kurze Zeit den Funkbetrieb ermöglichen.

 

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Akku des AEG SE6861/12mod (Bauanleitung hier)

 

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Betrieb mit einem externen NiCd-Nassakku 24V

 

Transportmöglichkeit bei mobilem Einsatz

Viele Notfunkstationen werden in Alukisten eingebaut, in denen sich auch gleichzeitig Antenntuner und Akkus befinden. So ist die Anlage schnell mobil und nach dem Antennenaufbau sofort einsatzfähig. Ein Akkugerät, wie das AEG SE6861/12mod ist immer sofort einsatzfähig, wenn die Akkus aufgeladen sind. An dem Gerät braucht auch nur noch eine Stabantennen angebaut werden. Mit 20W ist aber die Reichweite begrenzt – auch die Antenne ist nicht optimal. Mit einer höheren Antenne und einer zusätzlichen Batterie ist diese Anlage deutlich besser.

 

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mobile Notfunkstation

 

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Tragegestell mit AEG SE6861/12mod, 10-Meter-Mast, Drahtantenne und zus. Akku in der Tasche

 

Weitere Beiträge folgen über:

  • Notfunkstationen
  • Kurzstreckenfunk mit Handfunkgeräten
  • Notfunkübungen

 

 

1 Antwort

  1. Michael Schulz sagt:

    Hallo Tom,
    Bist du auch Funkamateur?
    Ich bin der Michael DL5DCA von der schwäbischen Alb.
    73, michael
    DL5DCA

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