Oberwellen mit dem Rigol DSA815-TG messen
letzte Aktualisierung: 02.09.2025
Beispiel: 20-m-Band, kleiner TRX bis 10 W
Kurzüberblick: Wir messen die 2. und 3. Harmonische eines sauberen Trägers (z. B. 14,200 MHz) und geben das Ergebnis in dBc an. Die Messkette wird so gedämpft, dass am Rigol-Eingang nur ca. −10 … 0 dBm ankommen.
0) Anschlüsse am Rigol (DSA815-TG)
- Front (unter Schutzkappen):
- RF INPUT 50 Ω (N-Buchse) – hier misst du ein.
- GEN OUTPUT 50 Ω (N-Buchse) – Tracking-Generator, für diese Messung unbenutzt.
- Rückseite: 10 MHz REF IN/OUT (BNC) und TRIGGER IN (BNC) – auch unbenutzt.
Warum: Nur der RF-Input ist der Messeingang. TG-Out, Referenz und Trigger werden für Oberwellen-Messungen nicht benötigt.
1) Zubehör & Verkabelung
- Hochleistungspad 30 dB / 100 W (N), DC–3 GHz (für 10W-TRX reicht natürlich ein Kleinerer).
- SMA-Pads 10 dB oder 20 dB (2 W, bis ≥ 3 GHz) – ich nehme lieber 20 dB
- DC-Block (SMA), DC–≥ 3 GHz – nicht weglassen
- Adapter N↔SMA, kurze Koax-Pigtails
TRX → 30 dB/100 W (N) → 10 dB ODER 20 dB (SMA) → DC-Block (SMA) → SMA↔N → Rigol: RF INPUT
Warum: 10 W sind ≈ +40 dBm. Mit 30 dB+10 dB = 40 dB Gesamtdämpfung landen wir bei ≈ 0 dBm am Rigol; mit 30 dB+20 dB = 50 dB bei ≈ −10 dBm. Das hält den Analysator sicher im linearen Bereich.
Nur kurz tasten (1–2 s), dann Pause: Der 30 dB-Pad verheizt fast die gesamte Senderleistung.
2) TRX vorbereiten
- Betriebsart: CW (alternativ FM/AM). Kein SSB-Sprechsignal.
- Frequenzbeispiel: 14,200 MHz (f₀).
- Leistung: 10 W (später gerne 5 W / 1 W zum Vergleich).
Warum: Ein konstanter Träger liefert stabile Peaks. Bei geringer Leistung verschwinden schwache Harmonische eher im Rauschboden.
3) Rigol-Grundsetup (Fundament messen)
- Gerät einschalten, ca. 10 min warmlaufen lassen → PRESET.
Warum: Stabilität & definierter Ausgangszustand. - FREQ → Center Freq:
14.200 MHz
.
Warum: Fundament (f₀) mittig/übersichtlich platzieren. - SPAN:
5 MHz
.
Warum: Enger Span = bessere Auflösung rund um f₀. - BW/Det → RBW:
10 kHz
, VBW:10 kHz
, Detector:Pos Peak
.
Warum: 10 kHz RBW ist für den Träger ausreichend schmal; Pos-Peak zeigt die Spitzen. - AMPLITUDE → Ref Level:
0 dBm
; Atten:10 dB
(fix); Preamp:OFF
.
Warum: 0 dBm (oder −10 dBm) am Eingang ist sicher und hält Reserve; fester Attenuator verhindert Autosprünge. - TRACE → Clear/Write, Average:
5
.
Warum: Leichtes Mittelwertbilden beruhigt das Rauschen. - TRX kurz tasten (1–2 s) → MARKER M1 auf den Hauptpeak → P₀ (dBm) notieren.
Warum: P₀ ist die Bezugsgröße für dBc.
4) „Weitblick“ (Fundament links, Harmonische rechts)
- FREQ → Start:
10 MHz
, Stop:80 MHz
. - BW/Det → RBW/VBW:
100 kHz
, Detector:Pos Peak
. - TRACE → Max Hold:
ON
. TRX kurz tasten. Dann einfrieren mit FREECE
Warum: Start/Stop decken f₀ bis ca. 5. Harmonische ab. Max-Hold sammelt die Spitzen während kurzer Tastungen.
5) 2. & 3. Oberwelle präzise messen
2. Oberwelle (2 f₀)
- FREQ → Center:
28.400 MHz
, SPAN:2–5 MHz
. - BW/Det → RBW:
100 kHz
(oder30–50 kHz
für tieferen Rauschboden); VBW gleich. - TRX kurz tasten → MARKER:
- M1 auf P₀ (von f₀-Messung merken/übernehmen)
- M2 auf den Peak bei 2 f₀
- Δ(M2−M1) ablesen ⇒ dBc(2. Harm)
3. Oberwelle (3 f₀)
- Center:
42.600 MHz
, SPAN/RBW wie oben. - M3 auf den Peak → Δ(M3−M1) = dBc(3. Harm).
Warum: Enge Spans verbessern SNR und Peak-Genauigkeit; der Delta-Marker liefert dBc direkt ohne Rechnerei/Offset-Fallen.
6) Linearität prüfen (Pflicht)
- Externe Dämpfung um +10 dB erhöhen (z. B. von 40 dB auf 50 dB gesamt).
- Messung kurz wiederholen.
Was du sehen willst: Fundament und Harmonische fallen jeweils um ≈ 10 dB; die dBc-Abstände bleiben gleich. Wenn nicht: Mehr Dämpfung geben oder Ref-Level erhöhen (Übersteuerung vermeiden).
7) Speichern & Dokumentieren
- SAVE/RECALL → Save to USB bei f₀, 2 f₀, 3 f₀ (Marker & Skalen sichtbar lassen).
- In der Auswertung/Tabelle: P₀, P₂, P₃ und daraus dBc(2./3.).
Warum: Ein konsistentes Layout (gleiche Skalen, Marker im Bild); dBc ist die übliche Vergleichsgröße.
8) Werte & Einstellungen – Merkkarte
- Eingangspegel: lieber −10 dBm als 0 dBm (mehr Luft nach oben).
- RBW: 10 kHz bei f₀; ≥ 30–100 kHz bei Harmonischen > 30 MHz (schneller, tieferer Rauschboden bei 30–50 kHz).
- Betrieb: Träger (CW/FM/AM), kein SSB-Sprechsignal.
- Sicherheit: RF INPUT max. dauerhaft ≈ +20 dBm, DC ≤ 50 V – daher immer extern dämpfen.
Stand: heute. Werte wie RBW/Span sind bewusst konservativ gewählt und folgen dem klassischen Vorgehen am Messplatz.
Nachtrag zur Messung meiner kleinen PAs für Videos (Veranschaulichung ist besser):
Spurious-/Oberwellen-Check (DSA815-TG)
0) Hardware (fix)
PA → 30 dB/100 W → 20 dB/2 W → 10 dB/2 W → DC-Block → DSA815 RF INPUT
-
Ergibt 60 dB Dämpfung (100 W → ca. −10 dBm am Analyzer).
-
Lüfter auf den 30 dB-Block; kurze Bursts (1–3 s), Pausen. Lüfter ist nur notwendig für längere Durchgänge am oberen Limit.
1) Sauber starten & Grundwelle A₀ erfassen
-
[Preset]
-
[AMP] → Input Atten → Manual → 10 dB, RF Preamp: Off
-
[FREQ] → Center = Sendefrequenz f₀ (z. B. 7.100 MHz)
-
[SPAN] → 200 kHz
-
[BW] → RBW 1 kHz, VBW 1 kHz, Det Type: Pos Peak
-
Kurz tragen → [PEAK] → [MARKER] → A₀ (dBm) notieren
2) Referenzlinie (−60 dBc)
-
[SYSTEM] → Display → Display Line: On
→ Wert = A₀ − 60 dB (Beispiel A₀ −15 dBm ⇒ Linie −75 dBm; -60 dBm sind ein guter Wert, akzeptabel wären evtl. noch -50 dBm)
3) Peak-Suche vorbereiten (vor dem Sammeln)
-
[PEAK] → Search Para
– Pk Thresh: −90 dBm (bei Bedarf niedriger)
– Pk Excursn: 10 dB -
[PEAK] → Peak Table → State: On
– Pk Readout: Normal (alle Peaks, nicht nur > Linie)
– Peak Sort: Freq
4) Breit scannen & Peaks „stehen lassen“
-
[FREQ] → Start 5 MHz, Stop 36 MHz (Beispiel für 7.1 MHz und bis zur 5. Oberwelle)
-
[BW] → RBW 10 kHz, VBW 10 kHz (schneller Überblick)
-
[TRACE] → Type → Max Hold
-
In kurzen Bursts senden, bis Grundwelle + 2f/3f/… stabil sichtbar sind
5) Bild fixieren (kein Hochkriechen)
-
Run/Stop (Fronttaste) oder [TRACE] → Type → Freeze (Einfrieren)
6) dBc schnell ablesen (optional, ohne Rechnen)
-
[FREQ] → Center = f₀, [SPAN] 200 kHz, RBW/VBW 1 kHz
-
[MARKER] → Marker Type: Delta (Referenz auf Grundwelle)
-
[FREQ] → Center = 2×f₀ → [PEAK] (Delta zeigt dBc der 2. Oberwelle)
-
Center = 3×f₀ → gleiches Vorgehen für 3. Oberwelle
7) Screenshot sichern (Bild)
-
USB-Stick (FAT32) einstecken → Run/Stop
-
[Print] → Save (oder [Storage] → File Type: Screen → Format: PNG/JPG/BMP → Save)
(Optional) Peak-Tabelle separat: [Storage] → File Type: Peak Table → CSV → Save.
8) Bewertung (Ampel fürs Video)
-
≤ −60 dBc … sehr sauber
-
≤ −50 dBc … OK / Mindestmaß HF
-
−40…−50 dBc … gelb (LPF/Verkabelung prüfen)
-
> −40 dBc … rot (Filter/Abgleich/Betriebspunkt)
Tipps gegen Messfrust
-
Input-Atten nicht auf Auto lassen (10 dB manuell), Preamp Off
-
Falls 2f fehlt: Pk Thresh weiter runter (z. B. −110 dBm) oder Excursn 5 dB
-
Für „geradere“ Frequenzwerte: Span 5–36 MHz (feineres Raster als 1–50 MHz)
73 Tom DB2MT