‚Minna‘ in Schweden
Der Bus
Freiheit im eigenen Wohnmobil genießen, die gegenden erkunden, unabhängig von Infrastruktur und Zeltplätzen. Diese Idee wollte ich einmal verwirklichen. Leider sind Wohnmobile extrem teuer und nicht individuell. Außerdem sind sie uncool 😉 Ein alter Bus musste also her.
Fertigstellung nach Sanierung und Ausbau
Im Bus sind vier durchgeschraubte Halteösen aus Edelstahl eingelassen (umklappbar). Damit kann man Motorräder oder andere schwere Gegenstände fest verzurren und somit sicher transportieren. Die Inneneinrichtung wurde so konzipiert, dass eine Nutzung als Transporter eingeschränkt möglich ist. Es lasen sich also Motorräder, mehrere Fahrräder, Boote bis ca. 3,20m oder ähnliche sperrige Dinge geschützt im Innenraum transportieren. Der Tisch ist abnehmbar uns somit ist die komplette Mittelfläche frei für Gegenstände. Ich habe damit schon verschiedene Motorradreisen (also mitgenommenes Motorrad) durchgeführt und auch diverse Umzüge waren kein Problem.
Technische Daten
Den Bus habe ich erst saniert und dann nach meinen Bedürfnissen (quadratisch, praktisch, gut für 3 Personen) ausgebaut. Hier die grundlegenden technischen Daten für den Bus und den Ausbau:
- Grundlage: Mercedes Benz 208D (lang und hoch), vorn 2,5 Sitze (Fahrersitz und Sitzbank)
- Motor: 4-Zylinder Diesel ca. 80 PS bei sparsamer Fahrweise 8-9 Liter/100km
- Kabine von Fahrgastraum getrennt
- 12Volt und 230Volt in der Kabine (mit FI-Absicherung)
- 2. Batterie nur für Wohnteil (ladbar über 80A-Schaltrelais – automatisch und Netzteil)
- Gasheizung und getrennter Flaschenbehälter (Außenbelüftung; muss aber abgenommen werden – fkt. seit drei Jahren)
- Dachfenster mit Ventilator (stufenlos regelbar – in/out, mückengeschützt)
- große Schiebetür und hinten doppelte Tür
- Wohnteil komplett mit astfreiem! Holz ausgebaut (Luftisolierung – schimmelt nie) – Stehhöhe 1,85cm
- Boden isoliert plus OSB-Platte (schwimmend verlegt)
- eine feste Liegefläche mit komplett unterbautem Stauraum
- eine klappbare Liegefläche seitlich
- eine dritte Liegefläche umbaubar aus Tisch
- absenkbarer Tisch, abnahmbar für größere Transporte
- kleine Küchenplatte für Mobilkocher mit Unterbauregal
- Stauraum (mit Klappen) über den Radkästen
- Regal im Frontbereich, Tuchreihen zur Aufbewahrung an der Längsseite
Sanierung und Umbau des Busses
Als ich den Bus übernommen habe, war er natürlich nicht in einem neuwertigen Zustand. Da ich ihn langfristig nutzen wollte, habe ich eine Grundsanierung vorgenommen (bzw. vornehmen lassen). Der technische Teil war sehr gut in Schuss, da das Fahrezug nur im Verein zur Unterrichtung von Kindern (Fahrradunterricht) genutzt wurde, also wenig fuhr aber immer ständig instand gesetzt wurde. Zwei Jahre vor dem kauf wurde auch ein komplette GR gemacht, so dass alle Teile in ordnung waren. Nur der Rost hatte das Fahrzeug bereits angegriffen und da musste was getan werden. ich habe alle Einrichtungen ausgebaut und entsorgt und das Fahrzeug hinten entkernt (inkl. Verkleidungen). So konnte man die Roststellen sehr gut erkennen und bearbeiten. Ich habe alle Roststellen großzügig herausschneiden und erneuern lassen. Danach wurde das Fahrzeug unten bis zur Sicke (siehe dunkelgrüner Bereich) neu lackiert. Alles wurde in einer KFZ-Werkstatt durchgeführt (also nicht von mir). Hier die einzelnen Arbeiten (mit Rechnung!):
- Schweiß- und Lackierarbeiten Februar 2007 (Rechnung 2295 Euro)
- Innausbau Holz und technische Einbauten bis Sommer 2007 (diverse Rechnungen ca. 2000 Euro)
- Zahnriemenwechsel Dezember 2007 (Rechnung 690 Euro)
- Schweiß- und Lackierarbeiten, Reparaturen 2008 (Rechnungen 1036 Euro)
- Gasheizung und Einbaumaterial 2008 (ca. 500 Euro)
- Auspuff erneuert 2009 (Rechnung 366 Euro)
- Bremsen komplett erneuert 2009 (Rechnung 1273 Euro)
- diverse Arbeiten 2009 (400 Euro)
- diverse Arbeiten 2010 (300 Euro)
Insgesamt habe ich zusätzlich zum Kaufpreis also insgesamt ca. 10.000 Euro in den letzten 3 Jahren in den Bus investiert (Summe der obenstehenden Rechnungen beläuft sich auf 8860 Euro). Da der Motor bis jetzt nur 197.000 km Laufleistung hat, ist das Auto relativ unverbraucht. Die letzten 100.000 km bin ich ja selbst gefahren und habe das Auto entsprechend geschont (soll ja halten). Experimente mit Pflanzenöl habe ich unterlassen, obwohl der Motor ja ohne Umbau dafür lauffähig wäre.
Gletschertour in Norwegen
Sanierung und Innenausbau
Anschließen kurz die Beschreibung der Sanierung und den Innenausbau plus Bilder, so dass man sich einen guten Eindruck von der Arbeit machen kann.
beim Kauf hatte der Bus einige Roststellen (vor allem im unteren Bereich)
innen komplett entkernt
alles entrostet, Löcher saniert, Rostschutzanstrich mehrfach
getränkte Dammplatte als Isolation (schwimmend verlegt)
OSB-Platte (komplett verleimt) schwimmend (1cm Fugen an den Rändern mit Silikon!)
Holzverschalung (astfrei!) mit Luftisolierung (besser, da kein Schwitzwasser = kein Schimmel)
genügend Leerrohre für 12Volt und 230 Volt (Kabel können nicht durchscheuern)
Einbau Dachfenster mit stufenlosem Lüfter (Fiamma)
Lüfter komplett eingebaut
Elektroinstallation (hier FI-Sicherungsautomat)
Einbau Holzverkleidung
Einbau Inneneinrichtung
Inneneinrichtung wird erweitert (Tisch kann zum Bett umgebaut werden)
rechts, Mitte und links ein Schlafplatz (links abklappbar)
Motorradtransport (es passen auch zwei Maschinen hinein)
Camping in Norwegen
Zustand 2012
Technisch ist der weiterhin sehr gut in Form. Optisch sind schon wieder einige kleinere Roststellen zu sehen. Z.B. ist die Schiebetür nicht mehr schön im unteren Bereich und an einigen Kanten sieht man Blasen. Es muss also wieder etwas gemacht werden, wenn man den Fortschritt stoppen will. Das Auto hält natürlich auch so noch einige Jahre durch aber dann greift der Rost wieder um sich. Natürlich ist das heute kein Vergleich mit dem ursprünglichen Rostzustand von vor drei Jahren. Die hintere Tür habe ich nie richtig in Angriff genommen (stand ja immer was davor) und so fehlt immer noch eine Verkleidung (geht zwar schnell aber ich war faul). Die Zwischenwand habe ich auch nie gestrichen, an das Grau habe ich mich irgendwann gewöhnt. Der Innenausbau hat mir so wie er ist immer gereicht. Für genauere Mitmenschen müsste ich noch einige Ecken verblenden und hier und da etwas machen. Mir waren die Reisen und die Nutzung nach der Gewaltsanierung wichtiger. Es lässt sich sehr gut im Bus leben und die Isolierung ist auch erste Klasse. Das kommt sicher auch dadurch, dass die Fahrgastzelle vom Wohnbereich getrennt ist und so die Hitze aus der großen verglasten Fahrgastzelle nicht nach hinten gelangt (wenn man das Schiebefenster nach vorn zu lässt). Nach drei Jahren Nutzung und 100.000 Kilometer auf der Landstraße, einigen Umzügen und vielen Transporten kann die Einrichtung nicht mehr wie am jüngsten Tag aussehen. Es sind also Spuren der Nutzung vorhanden. Da ich alle Holzteile mit OSMO gestrichen habe (und vorsorglich nicht mit Lack!), reicht ein abschleifen der Flecken und man kann einfach noch einmal mit OSMO nachstreichen. Ich habe mich damals für das Wachsöl entschieden, weil es bedeutend umweltverträglicher (sogar für Spielzeug zugelassen!) ist als jeder Lack.
Die Zweitbatterie für den Wohnbereich hält zwar noch (vor 1,5 Jahren getauscht), sollte aber für eine größere Reise ausgetauscht werden, wenn man eine Kühlbox dauerhaft betreiben will. Die Gasheizung ist nicht abgenommen! Der Flaschenbehälter ist nach Vorschrift gebaut (dicht und mit Entlüftung nach aussen) und lässt sich dicht verschließen. Ich habe nachts trotzdem immer das Gas abgedreht (auch im Winter), weil ich bei Gas Manschetten habe. Die alte Gasheizung funktioniert immer noch. Die gleiche Anlage hatte ich auch im Boot und selbst die funktionierte noch zuverlässig (dort ist es ja weitaus gefährlicher, weil keine Entlüftung der Anlage möglich ist – nur der behälter ist entlüftet).
Man kann sich in den Bus setzen und die nächste große Reise unternehmen. Natürlich kann immer mal was kaputt gehen – ist ja kein neues Auto. Wer regelmäßig schmiert, Öl wechselt und sonst auf Geräusche achtet hat mit so einem Arbeitstier lange seine Freude.
Winter 2009 Urlaub Ostsee
Winter 2008 Urlaub Tschechei
Fazit
Ich habe den Bus zwischenzeitlich verkaufen müssen – der deutschen Politik sei Dank! Ich kam leider nicht mehr in die Umweltzonen hinein – was ich immerhin 2 Jahre trotzdem gemacht habe – und ich nutzte den Bus auch öfter zum Übernachten in großen Städten, da er recht unauffällig ist. Heute ärgere ich mich über den Verkauf, denn die Preise waren im Keller und ich könnte ihn heute wieder gut gebrauchen. Schade. Die Nachbesitzer werden hoffentlich viele glückliche Reisen unternehmen.
Details
Hier noch einige weitere Details…
vorn ist Platz für 3 Personen (ist dann aber nicht gemütlich)
hier das komplette vordere „Doppelbett“
eingebaute Gasheizung
Hängetaschen im oberen Bereich für kleine Utensilien
Hier sieht man die Tischarretierung. Die beiden Platten wurden durch eingelassene Bolzen mit Sicherungssplint zusammen gehalten. Das einzelne Bein steckt in locker einer Buchse und durch den kleinen Flaschenzug aus dem Segelbereich wird der Tisch nach unten gezogen und auf Spannung gehalten. Die Stange lässt sich komplett weglegen, denn unten ist auch eine Buchse eingelassen.
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