Leica APO Summicron M 50/2
Es gibt auch ein Video dazu: Leica APO Summicron M 50/2
Die Vorgeschichte
Ich gebe es zu, ich bin ein 50er Typ 😉
Die 50er Objektive passen zu mir und ich mag den Bildausschnitt und die Natürlichkeit des Sehens mit diesen Objektiven. Ich fotografierte weit über 10 Jahre mit nur einem Objektiv – einem 50er Summilux pre Asph. Es war genau das, was ich mir vorstellte. leider habe ich es in einem Anfall von Wahn verkauft, denn es war auch noch ein sogenanntes “Berg und Tal Objektiv”. Ok, Lehrgeld bezahlt.
Nach meinem Wiedereinstieg in die M-Fotografie – der “Ausstieg” dauerte nur ein Jahr – musste also wieder ein 50er her. Ich hatte diesmal aber ein 35er Summicron mit einer M10R gekauft und wollte es damit erst einmal probieren. Das 35er ist ok aber nicht meine perfekte Brennweite. Also gingen die Überlegungen los. Die erste Wahl sollte natürlich auf ein Summilux fallen, denn die Anfangsöffnung von 1.4 ist einfach fantastisch in der Abenddämmerung und in der nacht, wenn man viel Street fotografiert. Natürlich auch für Portraits, wobei da auch die 2.0 ausreicht.
In einem weiteren Anfall (Wahn 2.0) bestellte ich aber ein Noctilux 1.2 in der Neuauflage des 66er Objektivs, welches neben der Unbezahlbarkeit auch den Ruf der Unvollkommenheit hat und auch für gähnende Leere im Portemonnaies sorgt. Wobei ich anmerken muss, dass es für ein Noctilux noch bezahlbar erscheint, wenn man Leicapreise kennt. Nach den ersten Testaufnahmen wollte ich es zurückschicken, denn es war augenscheinlich defekt. Das war natürlich nicht so und ich musste es erst einmal ruhen lassen, um den Drang zu bekämpfen, es sofort wieder zurückzuschicken. Gut so. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr…
Das APO Summicron 50 mm F2 ist der genaue Gegenentwurf zum Noctilux 1.2. Was lag also näher, als es mit diesem Objektiv ebenfalls zu versuchen? Gesagt, getan. Das mit der Finanzierung ist natürlich eine sache und wenn ich ehrlich bin, mussten dafür schon einige Dinge das Haus verlassen, die mir sehr am Herzen lagen.
Warum das APO?
Es gibt eine Reihe vernünftiger Gründe für und auch einige gegen das APO – jedenfalls aus meiner Sicht und ich werde versuchen, einige Argumente hier darzulegen. Ich möchte hier gar nicht über den Preis sprechen, denn der ist Leica-like entsprechend hoch. Viele sagen, er sei zu hoch und es gäbe auch noch bessere Objektive in der 50er Klasse. Ja zum Beispiel das APO 50 SL Summicron, welches nachweislich besser ist. Aber ist es auch genauso groß? Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Größer ist einfacher und wenn ich Raum zur Verfügung habe und mehr Linsen einsetzen kann, dann ist es nur eine Frage von Rechenkapazität und die ist heutzutage ja erschwinglich. Aber klein, leicht und trotzdem gut kann halt nicht jeder. Daher ist das APO 50 Summicron M auch der Primus an dem die anderen gemessen werden.
Die Größe
Das 50er APO ist einfach unfassbar kompakt und trotzdem nicht zu klein, wie eventuell das normale Summicron. Das finde ich schon sehr klein. Das Ganze muss ja noch schnell bedienbar sein, wobei das sicherlich eine Frage der Gewöhnung ist. Das APO ist super bedienbar und ein Schmankerl ist die herausdrehbare Gegenlichtblende, denn sie rastet in der Endstellung auch leicht ein. Ob man eher ein “Hörnchen” für den Fokus mag oder einen griffigen Ring ist Geschmacksache und man kann auch Beides, wenn man das erst einmal gewohnt ist. Natürlich sehen die Oldi-Gegenlichtblenden schöner aus aber sie sind auch deutlich größer und bei der Streetfotografie ist die beim APO verbaute Form einfach ideal, denn sie macht das Objektiv kaum merklich größer.
Die Schärfe
Es ist scharf – auch bei Offenblende und das bis in die Ecken. Selbst bei einer 200-Prozent-Ansicht gibt es kaum etwas zu deuteln. In der Mitte sowieso nicht und man muss sich vergewissern, in welcher Ansicht man gerade ist. das ist schon eine Offenbarung. Sollten die Ecken nicht scharf sein, würde ich als Erstes meine Scharfstellleistung in Frage stellen und nicht die Abbildungsqualität des Objektivs. Ich sehe immer wieder gutgemeinte Vergleiche und kann doch nur feststellen, dass es dann in der Scharfstellung hapert. Selbst mit AF über SL2 oder andere Kameras muss man aufpassen, wo denn nun der Schärfepunkt genau gelegt wurde. Mit dem Messsucher geht das sowieso mal öfter daneben – das liegt in der Natur der Dinge. Ich habe es aufgegeben Vergleiche zu machen. Jedenfalls beim APO.
Die Fehler
Die optischen Fehler sind weitgehend korrigiert und fallen zumindest mir nicht auf. Ok, ich habe das Ganze nur am Display beurteilt und bin da sicher nicht der Maßstab der Beurteilung. Die üblichen Fehler meiner älteren Objektive habe ich nicht gefunden, bildwirksame Verzeichnung oder höhere Streulichtempfindlichkeit auch nicht.
Das Bokeh
ist immer subjektiv. Entweder man mag es oder nicht. Einige “Charakterlinsen”, wie das Noctilux 1.2 haben ja ein sehr spezielles Bokeh – zumindest bei bestimmten Hintergründen – aber bei einer Öffnung von 2.0 verschwindet das dann auch etwas. Das Bokeh des APO 50 M ist angenehm und nicht überstrapaziert. Man kann bei einigen Hintergründen eine ganz kleine Tendenz zum Noctilux und seinen Verwirbelungen erkennen aber nur leicht im Ansatz. Mir gefällt das ja, weil es einige Objektive gibt, die dies erzeugen – unter anderem auch ein 50er Summilux. Der Übergang von Schärfe zu Unschärfe ist sehr homogen und schön und daher kann man das Objektiv auch gut für Portraits einsetzen. Es ist vielleicht für jeden optimal aber durchaus machbar. Natürlich ist es keine “Charakterlinse” mit einem “filmischen” Einschlag sondern bildet eher “künstlich” – manch einer würde “klinisch sauber” sagen – ab. Nichts, was sich nicht in der Post verändern lassen würde. Es ist natürlich einfacher Schärfe oder Mikrokontrast (Transparenz) herauszunehmen als hinzuzufügen. Von daher ist mit diesem Objektiv Vieles machbar. dazu im nächsten Abschnitt mehr. Farblich bildet das APO eher kühl ab und auch das sollte man vorab einmal ausprobieren, falls man vorhat, einen bestimmten Look zu erzeugen.
Die Anfangsöffnung
F 2.0 ist nicht DIE Anfangsöffnung. Das muss man akzeptieren und in den meisten Fällen weiß man ja vorher, ob diese Öffnung ausreichend ist oder nicht. Klar funktionieren Portraits und andere Sachen, die mit Blende 2 immer ausreichend Unschärfe liefern aber es gibt auch Situationen, da wäre eine 1.4 oder gar eine 1.2 oder 1 besser. Das muss jeder für sich entscheiden. In meinem Anwendungsbereich genügt die 2.0 für Street alle mal und bei der Produktfotografie benötige ich die 2 nicht. Daher passt das für meinen Anwendungsfall sehr gut.
Keine Ausreden mehr
Für mich ist das 50er APO auch ein wenig die Sicherstellung, dass ich nicht mehr die Probleme beim Objektiv suche, sondern immer bei mir. Klar war das auch schon mit den anderen Objektiven so aber der Feind des Guten ist das Bessere. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.
Fazit
Als alleiniges 50er würde mir das APO vielleicht genügen – wenn es da nicht das Noctilux geben würde. Wenn ich mich entscheiden müsste für nur ein Objektiv, tja dann würde ich wieder überlegen, ob nicht doch ein Summilux die bessere Wahl wäre. Wer die Möglichkeit hat neben dem APO noch eine Charakterlinse nutzen zu können, dem kann ich nur raten, das APO in die nähere Auswahl mit einzubeziehen. Die grandiose Bildqualität bei der Kompaktheit wird lange Zeit unerreicht bleiben. Die beste Kombi ist ein APO 50 und ein Nocti – aber dazu später mehr.
Video
Zum APO Summicron 50 mm F2.0 habe ich auch ein Video gemacht: